Mittwoch, 4. Juni 2008

Wein und Musik, Staufen – 1.6.2008


Wir sind schon da, in der Fauststadt am Oberrhein und wir sind vor lauter Vorfreude gespannt wie 20 Flitzebogen. War doch schon die Ankündigung unbeschreiblich, gleich 3 Mal mit Foto am vergangenen Freitag in der BZ vertreten – das ist doch mal ein Wort!
Und auf den ersten Metern laufen wir an einem sehr bekannten Bild vorbei. Ja so soll es sein. Das Plakat daneben werde ich doch glatt mal genauer untersuchen, spielt doch der Herr mit seinen Freunden genau vor uns und stimmt das Publikum auf uns ein.

Storl und seine Freunde –Aha das klingt doch interessant. Da gehen wir gleich mal schauen und siehe da, wer steht denn alles auf der Bühne? Na klar, die üblichen Verdächtigen aus der Freiburger Jazz Szene. Alte Bekannte, die einem auch nur in Staufen über den Weg laufen oder sonst am Mega Samstag. Groovy Sambas – Yeah – Smooth Bossas – aber bitte doch Smooth Bossa Novas – und dann noch Melodic Ballads, da rinnt der Wein noch schneller die Kehle runter und man kann direkt das Anbaugebiet erschmecken. Leider, leider habe ich dann ein paar Gesprächsfetzen der Hörer aufgeschnappt „...mit Birkenstockschlappen – nee, das geht gar nicht...“ und ihr habt Recht. Mit Schlappen spielt man heute keinen Jazz mehr, das ist lange vorbei. Vor ca 30 Jahren durfte man nur mit Wollpulli und Schlappen in den Clubs jazzen, aber heute... Mode vergeht und mal Hand aufs Herz: Das Auge hört doch auch mit und wenn dann Leute da stehn in Schlappen, dann will ich eigentlich nur nach Hause und auf mein Pink Plakat starren. Aber ich schwassel wieder in der Gegend rum nur eines ganz kurz: Schlappen und Wollpullis gehören in den Altkleidersack aber nee die in wo auch immer in der Welt wollen das auch nicht mehr anziehen.

Da sind wir auch schon mitten im zweiten Set und ist das nicht geil?
Erst haben wir unseren Soundcheck vor den Massen gemacht, unter Zeitdruck versteht sich, dann schnell den das Schwarze an und zurück auf die Bühne vor den hungrigen Wolf. Von uns hatte keiner Schlappen an!
Ach, auf dem Weg zum umziehen meinte eine Dame: Ihr seid ja Tiere! Klar sind wir das, wart mal ab, bis wir auf der Bühne sind...
Und schon hat das Unterhaltungsschiff „Blue Babies“ abgelegt, die Massen aufgenommen und auf einen unglaublichen Trip entführt.

Noch mal ein Eindruck – weil’s so schön ist. Das war genau in dem Moment wo alle außer Rainer im Freeze auf der Bühne stehen und auf die nächste Nummer warten. Ich hab nur gedacht: was macht der da, hat da wieder ein Affe auf seinem Iphone angerufen? Aber Rainer hat an diesem Abend die Show seines Lebens gemacht. Ich kenne ihn ja schon lange, aber was er da vom Stapel gelassen hat kannte ich noch nicht. Erst hat er aus Goethes Faust zitiert, unter den altersweisen Augen der Ruine zu Staufen und dann noch den Tellschen Apfel mit Shakespear abgeschossen. Das habe ich in der Tat noch nie erlebt.
Und wie geil war Ghost Riders: Alle Staufener aus einer Kehle: Uh Ah – das war gewaltig!

Jeder hat sich aus dem Anzug gearbeitet und das komplette Set durchgeschwitzt. Oder sieht das nach einem Smooth Bossa aus? Nee, will ich auch meinen, wer bei Bossa schwitzt sollte in ner Fritteria mal ordentlich Fritten braten und wer beim mukken nicht schwitzt hat die Friteuse nicht gehört!

Da hat aber einer Spaß! Der Mitch muss ja immer nach jedem Job mit dem Hund (seinem?) raus, sonst pisst der in die Wohnung und er hatte nach dem Lauchringen Job das Bonuslos gezogen: Seine bezaubernde Tochter hat dann nach dem Hund auch den Papa verlangt. Da ist der arme Kerl dann noch in der Wohnung gemetert, damit wieder Ruhe morgens in der Früh einkehrt. Er hat mir schon anvertraut: „Ich komm zu nix“ und ehrlich gesagt sieht man das. Er schafft es noch nicht mal, sich zu rasieren. Aber er hat trotzdem alles aus uns raus getrommrlt – oh Mann bin ich leer!

Das Bild ist eindeutig vor unserem Auftritt geschossen worden und hat die Kollegen aus Speyer festgehalten. The Le Cloechards - Music for the High Society. Leute, die sind geil checkt die aus. Anders, stiller, luftiger als wir und mindestens genau so nett wie wir. Ihre Musik hat uns begeistert und später auch die Kontaktaufnahme.

Noch ein paar Worte zu Staufen: Ihr seid der Hammer, ich habe nicht geglaubt, dass wir den letzten Auftritt toppen können, doch durch euch wurde es möglich. Ihr habt uns zu den Sternen getragen! Danke Staufen und wir kommen jeder Zeit wieder. Ich muss auch noch gestehen, nach all meinem gehampel auf der Bühne tut mir jetzt noch der ganze Körper weh und das ist ein Zeichen. War Mephisto in meinem Körper? Hat Goethe da seine Finger im Spiel. Oder sollte ich vielleicht doch mal Sport machen – außer tanzen?

Ich habe einen Traum! Er hat sich fast verwirklicht. Wir sind ja mit den Babies oft auf Achse und ich habe – inspiriert durch die Cloechards – unser Mobil gefunden. Die Cloechards haben schon so eines und da werde ich doch neidisch.
Wenn man viel Zeit im Auto zubringt kommt es vor allem auf Entspannung an! Ich will relaxed zum Job ankommen und dieser Chevy garantiert das. Was ihr glaubt mir nicht, dann werft doch mal ein Blick auf diese Sitze:

Noch Fragen?!
Also wenn ihr da draußen in der Welt solch ein Mobil seht, dann sitzen entweder die Babies oder die Cloechards drinn und dann könnt ihr hupen, grüßen, winken oder schlicht und einfach den vorbei fahren.
Ich sach jetzt gute Nacht, morgen ist wieder Probe mit den Affen und ich habe genug gelabert. Jetzt ziehe ich meine Schlappen an, werfe mich in meinen Wollpulli und füttere meine Synapsen mit ein paar Kilo Freejazz. Apropo Freejazz, ich war gestern bei Rokko Schamoni (der hat 100%ig nix mit der Musikgattung am Hut) aber ein Plakat hat meine Aufmerksamkeit geweckt:
Freiburg New Jazz Quartett: Frank Goos, Wolfgang Fernow, Lukas Lindemaier und noch eine spielen im Ewerk – was ist daran New. Die sind doch alle schon scheintot und ohne Sauerstoffzelt geht da gar nichts mehr. Ich musste lachen. Ich habe ja auch in den vergangenen Wochen ein Konzert von Barcley James Harvest gesehen und die sind sogar 1000%ig scheintot. Das braucht die Welt echt nicht mehr – sorry liebe BJH Fans, but it’s the truth.
Tschüss
Niko

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